Schwangerschaftsyoga

Schwangerschaftsyoga – oder auch „Om.“

[dropcap]I[/dropcap]ch kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie ich auf diese Idee gekommen bin. Gegen Ende der Schwangerschaft, als die Kenntnis über das Aussehen meiner Füße nur noch in der Erinnerung existierte, dachte ich mir wohl, dass es ein guter Zeitpunkt ist, um sich sportlich zu betätigen (warum hält mich nie jemand von so einem Unsinn zurück?). Zum allgemeinen Verständnis sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Sport für mich schon im nicht kugeligen Zustand eine wahre Herausforderung ist (merkwürdigerweise habe ich dabei stets kreative Geistesblitze; ich vermute, das Universum will mir etwas sagen – nur was?). Darüber hinaus sind Gruppenaktivitäten überhaupt nicht meine Welt, ich gehöre eher zur Fraktion „macht ihr eigenes Ding“. Ob Langeweile oder die Hormone an dieser Entscheidung Schuld haben, ist jetzt ohnehin zweitrangig. Da bleibt nur noch eines zu sagen: „Om.“

Umkleidekabine der besonderen Art

Mit Sicherheit hat es der ein oder andere bereits erkannt: Ich bin beim Schwangerschaftsyoga. Die Yogaschule befindet sich im zweiten Stock eines Altbaus – quasi der vierte Stock in einem normalen Haus. Damit keiner auf die Idee kommt die zur Erwärmung (bei Schwangeren zur Erschöpfung) gedachten Treppen auszulassen, gibt es keinen Fahrstuhl. Natürlich. Schniefend und leicht triefend komme ich oben an. Die im Gegensatz zu mir unverschämt zierliche Yogalehrerin begrüßt mich. Wir stehen im Flur. „Umziehen kannst du dich gleich hier.“ Wie, im Flur? Mein Schamgefühl und ich waren noch nie dafür sich zur Schau zu stellen. Früher im Sportunterricht nicht und heutzutage ebenfalls nicht. Ganz besonders nicht in einem Flur.

Bevor ich mich überhaupt aus meinen Schuhen gepellt habe (Notiz an mich selbst: Dicke Schwangerschaftsfüße und Schnürsenkel sind keine gute Idee; wie bin ich überhaupt da rein gekommen?), gesellt sich eine weitere Rumkugel zu mir in – äh – die Umkleidekabine. Offenbar hat diese Dame überhaupt kein Problem mit der zur Schaustellung von Nacktheit, besonders nicht mit ihrer eigenen. Mir bleibt nichts anderes übrig, auch ich muss mich hier umziehen. Gerade als ich in BH und einem höchst erotischen Schwangerschaftsslip da stehe, tritt eine männliche Gruppe Yogaschüler aus einem der Räume. Klasse, das kann ja wieder nur mir passieren.

Entspannungszustände

Endlich umgezogen und immer noch peinlich berührt liege ich nun mit sieben anderen Dickbäuchen in einem spartanisch eingerichteten Raum, während leise irgendwelche Gesänge aus den gut versteckten Lautsprecherboxen säuseln. Die Stunde ist fast um. Auf der Matte neben mir liegt – wie könnte es anders sein – die Dame aus dem Flur. Die letzten Minuten sollen der Entspannung dienen. Wir liegen ruhig da, die Konzentration auf die Atmung gerichtet. Plötzlich fängt es neben mir an zu schnarchen und das nicht gerade leise. Es fällt mir schwer mich zu konzentrieren, geschweige denn zu entspannen. Und als wenn das nicht genug wäre, findet die Behauptung, dass Schwangere unter Blähungen leiden auch noch Bestätigung. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass ich selten so tiefenentspannt gewesen bin? Na dann, „Om“.

Bildquelle: Tom Mooring – Flickr.com (CC BY-SA 2.0)

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