Kindererziehung: Warum Männer immer mehr Verantwortung für ihre Kinder übernehmen
Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die Rollen innerhalb der Familie ganz klar verteilt. Die Frau kümmerte sich ausschließlich um Haus und Kinder, während der Mann die finanzielle Absicherung der Familie übernahm. Dieses äußerst traditionelle Familienmodell basierte bislang auf der klischeehaften Rollenverteilung, die bereits seit Beginn der Menschheit existiert. Doch im Laufe der vergangenen Jahre hat sich ein enormer Wandel vollzogen. Immer mehr Männer übernehmen nun gern Verantwortung in der Kindererziehung.
Elternzeit für Väter
Noch immer ist es vielen Vätern gar nicht bewusst, dass sie, genau wie die Mütter, einen Anspruch auf Elternzeit haben. Sie dürfen nach den gesetzlichen Bestimmungen ebenso lange zu Hause bleiben wie die Mutter ihres Kindes. Wer diese Möglichkeiten für sich nutzt, kann die Zeit mit seinem Baby vor allem in den ersten Lebensjahren besonders intensiv genießen. Dabei entsteht eine enge Bindung, die das ganze Leben lang Bestand hat.
Der moderne Mann hat sich längst von den gängigen Rollenklischees verabschiedet und übernimmt gern mehr Verantwortung für seine Familie. Vor allem in der Kindererziehung bringen sich Väter immer mehr ein und profitieren dadurch von einem deutlich vertrauteren Verhältnis zu Frau und Kind. Die moderne Frau unterstützt ihren Mann dabei und genießt die neu gewonnene Aufgabenteilung. Sie hat plötzlich auch mal ein wenig Zeit für sich und kann sich außerdem ohne schlechtes Gewissen auch um ihre berufliche Karriere kümmern.
Die Elternzeit kann bis zu 3 Jahre lang in Anspruch genommen werden. Wer aus beruflichen Gründen diese Zeit nicht vollständig nutzen kann, hat außerdem die Möglichkeit, den Zeitraum in maximal 3 Teile zu splitten. Dies gilt natürlich für Mütter und Väter gleichermaßen.
Vorteile der Elternzeit für Väter

Enge Bindung | © panthermedia.net /IuliiaVerstaBO
Von der Elternzeit für Väter profitieren alle Seiten. Da Väter schon aus biologischen Gründen neun Monate Bindungsrückstand zu ihrem Kind haben, gibt es für sie einiges aufzuholen. Mütter spüren während der gesamten Schwangerschaft im eigenen Körper, wie sich ihr Baby von Tag zu Tag weiterentwickelt, während Väter diese Entwicklungsetappen nur aus Erzählungen miterleben dürfen. Die Elternzeit ist für Väter geradezu optimal geeignet, um diesen Rückstand zumindest teilweise wieder aufzuholen.
Die intensive Zeit in den ersten Lebensmonaten eröffnet Vätern eine völlig neue Sichtweise auf den Alltag mit ihrem Kind. Väter, die abends müde von der Arbeit nach Hause kommen, verpassen viele tolle Momente. Sie können nur den Tagesberichten von Mutter und Kind zuhören und hoffen, an den Wochenenden ein wenig gemeinsame Zeit zu verbringen.
Auch die Zeit mit der Familie gewinnt an Intensität. Oft lernen sich die Eltern während der Elternzeit aus einer neuen Perspektive kennen. Dies tut der Beziehung gut und belebt das Familienleben, was auch das Kind deutlich spürt.
Elternzeit als Selbstfindungsphase für Väter
Oft nutzen Väter die Elternzeit auch, um ihre aktuelle berufliche Situation gründlich zu überdenken. Ist die Elternzeit vielleicht der optimale Zeitpunkt, neue Wege zu beschreiten oder die eigene Work-Life-Balance neu zu überdenken?
Wer völlig ausgelaugt seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht, braucht dringend neue Kraft und Motivation. Die Elternzeit ist die ideale Kraftquelle. Immer mehr Männer erkennen dies und handeln entsprechend. Sie entdecken, wie viel Freude es macht, ständiger Ansprechpartner für sein Kind zu sein und gemeinsame Momente zu teilen. Sie merken, wie viel Kraft ihnen ihr Kind geben kann und nutzen die Elternzeit gezielt als Kraftquelle.
Nachteile des neuen Verantwortungsbewusstseins

Vater mit Tochter | © panthermedia.net /AllaSerebrina
Obwohl die Entwicklung eindeutig in die richtige Richtung zu gehen scheint, bringt der neue Drang nach mehr Verantwortung in der Kindererziehung auch einige Hürden für Männer mit sich. Oft fehlt im beruflichen Umfeld das Verständnis für den Wunsch, die Elternzeit als Vater in Anspruch zu nehmen. Kollegen reagieren genervt, weil sie während dieser Zeit die Aufgaben des frisch gebackenen Vaters mit übernehmen müssen. Viele Chefs zeigen kein Verständnis für diese Art der Rollenverteilung.
Vor allem die Zeit nach der Auszeit wird oft zu einem echten Problem. Der berufliche Wiedereinstieg wird schwierig, weil das Betriebsklima plötzlich umgeschlagen ist. Boshafte Bemerkungen der Kollegen können den Arbeitsalltag zu einer großen Herausforderung machen. In vielen Fällen geht es sogar soweit, dass der Wiedereinsteiger regelrecht gemobbt wird.
Hinzu kommen wichtige Fristen, die unbedingt zu beachten sind. Die Elternzeit muss dem Chef mindestens sieben Wochen vor Beginn angezeigt werden. Dann greift auch der Kündigungsschutz, der während der gesamten Zeit gesetzlich vorgeschrieben ist. Allerdings ist zu beachten, dass dieser erst ab acht Wochen vor Eintritt in die Elternzeit in Kraft tritt. Wer also zu früh Bescheid gibt, läuft Gefahr, dennoch die Kündigung zu erhalten.
Der finanzielle Aspekt
Noch immer sind in den meisten Familien die Väter die Hauptverdiener. Nehmen diese die Elternzeit in Anspruch, drohen finanzielle Einbußen, die das Familienleben durchaus erheblich beeinträchtigen können.
Aus diesem Grunde verzichten immer noch viele Väter auf ihre Elternzeit, obwohl der Wunsch nach intensiverer Nähe zum Kind so stark vorhanden ist.