Interkulturelle Erziehung

[dropcap]I[/dropcap]nterkulturelle Erziehung ist ein hoher Grundsatz. Das klingt nach viel Theorie, ausgefeilten pädagogischen Konzepten, Lernen im Spiel und vor allem nach Erziehung. Aber im Grunde genommen ist es ganz einfach – denn das pädagogische Konzept der interkulturellen Erziehung wird tagtäglich in jeder Kindertagesstätte in Deutschland gelebt, auf die eine oder andere Art und Weise. Es geht nur darum, dass Kinder verschiedener Kulturen miteinander aufwachsen, sich gegenseitig respektieren, den Blick in die jeweils andere Kultur öffnen und neugierig Fragen stellen. Letzteres tun Kinder ohnehin, das liegt in der Natur kleiner Menschen. So eignen sie sich ihr Weltwissen und Können an.

Interkulturelle Erziehung in KiTas:
Was ist das besondere an diesem Ansatz?

Kindertagesstätten, in denen interkulturelle Erziehung ernst genommen wird, machen die Welt zum Thema. Je nachdem, was die Kinder gerade bewegt und beschäftigt, wird der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus gewagt. Andere Kulturen werden erforscht, Kinder aus anderen Ländern erzählen aus ihrem Alltag, bringen landestypische Gegenstände mit, die es in Deutschland nicht gibt. Die Interessen der Kinder werden von den Erziehern und Erzieherinnen aufgegriffen und in den Alltag integriert – ein Lernen zwischen den Kulturen findet statt.

Wie funktioniert das konkret?

Ein Beispiel: Zur Vorweihnachtszeit wird in den meisten Kindergärten und -tagesstätten gebacken und gebastelt. Zumindest in Deutschland ist das so. Aber wie ist das in anderen Ländern? Ein amerikanisches Kind wird vermutlich von einem dicken rotgemantelten Santa erzählen, der mit seinem Rentierschlitten durch die Lande fährt und Geschenke durch den Kamin hereinbringt. In einer interkulturellen KiTa dürfen sich die deutschen Kinder nun wundern, was der gemütliche Großvater mit dem langen Bart mit dem Sankt Nikolaus zu tun hat, der hierzulande die Präsente bringt. Ein in Australien geborenes Kind wird vermutlich die Allgegenwart von Schnee und Eis befremdlich finden – zu dieser Jahreszeit herrscht in der südlichen Hemisphäre Hochsommer, der Weihnachtsmann kommt unter Umständen auf dem Surfbrett daher. Woher kommt das Fest? All das sind Ansätze, die die Kulturen aufeinander prallen lassen und den Kindern ein eher globales Lernen ermöglichen.

Und warum das Ganze?

Man mag fragen, ob diese Vergleiche zwischen verschiedenen Kulturen für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren nicht noch etwas zu anspruchsvoll sind. Immerhin lernen sie in diesem zarten Alter gerade die deutschen jahreszeitlichen Feste kennen, entdecken unter Umständen, dass es unterschiedliche Sprachen gibt und Menschen mit anderer Hautfarbe. Überfordert sie diese Art von Lernen nicht? Nein. Ganz im Gegenteil: Kinder lassen sich begeistern. Sie finden es in der Regel faszinierend, dass beim deutschen Erntedankfest Früchte, Gemüse und Getreide im Mittelpunkt stehen, während das amerikanische Thanksgiving mit Schokoladenkeksen und Truthahnbraten daherkommt. Sie singen mit den türkischen Freunden Sommerlieder, probieren russische Karamellen und finden die Sonntagstracht der spanischen Mädchen hübsch. Kinder sind eigentlich tolerant und Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen – immerhin ist aus ihrer Perspektive die ganze Welt ein großes Abenteuer, und sie lernen ohnehin jeden Tag Neues. Interkulturelle Erziehung …

  • ist Erziehung zur Toleranz
  • nutzt die natürliche Neugier der Kinder
  • fördert die Offenheit der Kinder gegenüber ihrem Umfeld
  • nimmt jedes Kind mit seinem ganz individuellen kulturellen Hintergrund ernst
  • geht wunderbar zusammen mit Frühförderung hinsichtlich Fremdsprachen und anderer Fähigkeiten
  • schlägt den Bogen zwischen Sprachen, Kulturen, Religionen


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