Down-Syndrom-Bluttest bei Schwangeren
Der umstrittene Trisomie-Bluttest der Konstanzer Firma Lifecodexx geriet nach der Markteinführung im Jahr 2012 zuerst in eine heftige Kritik. Wie die Medizinische Direktorin von Lifecodexx, Wera Hofmann, sagt, hat sich danach die Lage etwas entspannt und PraenaTest so weit etabliert. Anderer Meinung ist jedoch der Behindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, Gerd Weimer: „Das Designer-Baby zeichnet sich am Horizont ab“, sagt er. „Das muss gesellschaftspolitisch begriffen und diskutiert werden.“
Was kann „PraenaTest“
[dropcap]B[/dropcap]ei „PraenaTest“ werden mithilfe einer Blutprobe der Mutter die Trisomien 21, 18 und 13 beim ungeborenen Kind ausgeschlossen oder bestätigt. Dieser Test wurde seit der Einführung im August 2012 schon bei mehreren Tausend Schwangerschaften angewendet. Etwa 50 Prozent der Proben stammen aus Deutschland. Weitere Proben kamen aus der Schweiz, aus Ungarn, Bulgarien, der Türkei oder auch aus Dubai. In der Regel wird der Test bei schwangeren Frauen ab der vollendeten neunten Schwangerschaftswoche gemacht.
Bei diesen Frauen stellte man vorher ein erhöhtes Risiko für die Trisomien beim ungeborenen Kind fest. Die Patientinnen decken die Kosten in Höhe von 825 Euro meist aus der eigenen Tasche.
Wenn eine Frau den Test machen will, schickt die behandelnde Arztpraxis ihre Blutproben an Lifecodexx. Darin ist Erbgutmaterial von Mutter und Kind enthalten.
99-prozentige Genauigkeit
In einem komplizierten Verfahren, das aus mehreren Schritten besteht, wird das Erbgut gewonnen, aus dem die kindliche DNA bestimmt wird. Ihr Anteil muss aber bei mindestens vier Prozent vorliegen. Wera Hofmann sagt dazu: „Wir schauen dann, ob die Menge an kindlichem Erbmaterial für ein bestimmtes Chromosom erhöht ist, um eine entsprechende Trisomie beim Ungeborenen zu bestimmen.“ Im Falle des Downsyndroms ist das 21.
Chromosom dreifach vorhanden. Außerdem sind dafür körperliche Auffälligkeiten und eine verminderte Intelligenz charakteristisch. „PraenaTest“ ist einer von derzeit insgesamt drei nicht-invasiven Tests, die in Deutschland zurzeit zur Verfügung stehen. Es gibt noch den „Panorama-Test“ der Firmen Natera und Amedes, der sich seit Sommer 2013 auf dem Markt befindet, und der „Harmony-Test“ der US-Firma Ariosa, der seit Herbst 2013 erhältlich ist. Beide Tests werden in den USA ausgewertet. Allerdings ist Lifecodexx als eine Art Vorreiter auf dem deutschen Markt zu bezeichnen. Die Genauigkeit von Lifecodexx-Test liege übrigens bei 99 Prozent.
Diskriminierung von Menschen mit Behinderung?
Kritiker dieser Untersuchungsmethode sehen in den Tests eine Diskriminierung von behinderten Menschen. Wie der Behindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, Gerd Weimer, sagte: Der Trisomie-Bluttest verstoße „gegen das in der Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen normierte Recht auf Leben und muss bundeseinheitlich verboten werden.
Wir brauchen zum Thema Pränataldiagnostik so schnell wie möglich eine breite gesellschaftliche Diskussion.“
Down-Syndrom: Vorgeburtliche Untersuchungen als „Auslese“?
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Artikelbild: © panthermedia.net / Dmitriy Shironosov
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