Buch-Vorstellung: Kritik am Hilfesystem für Kinder

„Deutschland misshandelt seine Kinder“ heißt ein Buch zweier Berliner Rechtsmediziner, das am 3. Februar erscheinen soll. Die Autoren werfen dem Hilfesystem in Deutschland – von Jugendämtern bis hin zur Justiz – ein „regelmäßiges Versagen“ vor. Das Buch steht allerdings schon jetzt in der Kritik, weil zu viel pauschalisiert würde.

Risikofamilien früh erreichen

In Deutschland gebe es als Folge von Misshandlung pro Woche drei tote Kinder, hieß es jetzt bei der Vorstellung des Buches mit dem provozierenden Titel. Eine erschreckende Zahl, die vom Deutschen Kinderschutzbund bestätigt wurde.

Kritiker beurteilen das Buch jedoch als pauschal, populistisch und praxisfern. Einer der Autoren. Michael Tsokos, untersucht zwei Jahrzehnten Spuren von Misshandlungen bei Kindern und schildert in dem Buch schreckliche Grausamkeiten von Misshandlung.

Der Autor prangert an, dass sich in den vergangenen 20 Jahren nichts getan habe. Er bezeichnet das System als „krank“ und richtet seine Wut gegen Familienhelfer, Jugendämter, Kinderärzte, Erzieher und Lehrer sowie Richter.

Viele von ihnen würden nicht richtig hinschauen oder nicht handeln. Saskia Guddat, Mitautorin, übt Kritik, dass Jugendämter und Familienhelfer „ihrer Wächter-Funktion“ einfach nicht gerecht würden. Das Autoren-Duo fordert eine bessere Kontrolle von Risikofamilien und ein schnelleres Handeln. So müssten gefährdete Kinder zügiger bei Pflegefamilien oder im Heim untergebracht werden.

Gefordert wird auch eine Schulung von Kinderschützern, damit Verletzungen nach Misshandlung besser erkannt würden. Heinz Hilgers, der Präsident des Kinderschutzbundes, findet es zwar „begrüßenswert“, dass das Buche aufrüttele, aber seine Forderung geht in Richtung bundesweiter Schlüssel, mit denen eine Ausstattung der Jugendämter vorgegeben wird. Dieses sollte nicht allein der Entscheidung von Kommunen oder Kreisen überlassen werden. Risikofamilien müssten früh erreicht werden.

Quelle: sueddeutsche.de / dpa
Bild: Amazon.de

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