Kind blinzelt oft
Bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen spielt das Sehvermögen eine wichtige Rolle, denn über 80 Prozent der Umweltreize werden durch die Augen aufgenommen. Ist das Sehvermögen aber nur eingeschränkt funktionstüchtig, können nicht alle Informationen verarbeitet werden. Das Gefährliche bei der Sehschwäche ist jedoch, dass die Krankheit nicht wehtut. Aus diesem Grund lässt sie sich vor allem bei den Kleinkindern ohne regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen nur schwer feststellen. Wenn ein Kind oft blinzelt, kann das ein Anzeichen für eine Sehschwäche oder einen Tick sein, sehen Sie nun, was Sie dann tun sollten und welche Anzeichen es noch gibt.
Früherkennungsuntersuchung – bei diesen Anzeichen muss ein Arzt konsultiert werden
Kaum etwas entwickelt sich so rasant wie die Sehschärfe bei einem Baby: Denn während es in den ersten Monaten lediglich hell und dunkel unterscheiden kann und die Umrisse des Gesichts der Eltern erkennt, besitzt ein Baby bereits in den ersten 12 Monaten 50 Prozent der Sehstärke eines Erwachsenen. Nun ist das Kind in der Lage, Gegenstände gezielt in die Hand zu nehmen und sie an eine weitere Person weitergeben. Bis zum fünften Lebensjahr nimmt die Sehschärfe des Auges im Verhältnis zum ersten Lebensjahr zwar deutlich langsamer, dafür aber kontinuierlich zu.
Einen guten Überblick über die Sehschärfe des Nachwuchses erhalten die Eltern bei den Vorsorgeuntersuchungen, den U1 bis U9 Untersuchungen (vom ersten Lebenstag bis zum 5.-6. Lebensjahr). Doch auch hier können viele Sehschwächen unentdeckt bleiben, da viele der Kinder die Tests nicht optimal mitmachen. Als Hilfestellung bei Verdacht auf Sehschwäche haben Kinderärzte in Zusammenarbeit mit den Augenärzten Anhaltspunkte entwickelt, bei denen eine augenärztliche Untersuchung vom ersten Lebenstag an notwendig ist:
- in den ersten Lebenstagen:
Eine Vorsorgeuntersuchung wird dringend empfohlen, wenn Veränderungen an den Augen sichtbar sind – zum Beispiel: Augenzittern, Lidveränderungen (Hängelider), Hornhauttrübung, lichtscheue Augen. - zwischen sechs und 12 Monaten:
Handlungsbedarf besteht bei erhöhtem Risiko für Fehlsichtigkeit, zum Beispiel Schielen oder bei erblich bedingten Augenerkrankungen (Geschwister, Eltern, Verwandte). - zwischen zwei und vier Jahren:
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen werden empfohlen, um Fehlsichtigkeit frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. Mögliche Anzeichen für Sehschwäche sind zum Beispiel, wenn das Kind oft blinzelt und in den Augen reiben, Gleichgewichtsstörungen, geringer Abstand zu den Gegenständen, wie Buch, Fernseher, Bildschirm, Schwierigkeiten, sich bei Dämmerung oder im Dunkeln zurechtzufinden.
Typische Augenerkrankungen im Überblick
Viele Augenerkrankungen sind genetisch bedingt. Die meisten Sehfehler können – rechtzeitig entdeckt – erfolgreich behandelt werden. Beispiel: Schielen lässt sich erfolgreich mithilfe einer Brille und einer abwechselnd getragenen Augenbinde behandeln.
- Schielen: ein Augenstellungsfehler, welcher zur Beeinträchtigung des Sehvermögens führt
- Weitsichtigkeit (Hyperopie): Weitsichtigkeit bei Kleinkindern ist normal und verschwindet durch das Wachstum in der Regel von alleine.
- Kurzsichtigkeit (Myopie): Verschwommenes Sehen in der Ferne. Das Heimtückische an der Kurzsichtigkeit ist, dass die Fehlsichtigkeit erst spät – zumeist in der Schule – bemerkt wird.
- Hornhautverkrümmung: Bei einer Hornhautverkrümmung werden runde Gegenstände wie Kreis oder Ball nicht rund, sondern verzehrt als Ellipse oder Stab dargestellt. Einhergehend mit der Hornhautverkrümmung verschlechtert sich zumeist auch das Sehvermögen. Die Gefahr dabei: Wird die Hornhautverkrümmung und die damit verbundene Weit- bzw. Kurzsichtigkeit nicht korrigiert, kann es zu einer lebenslangen Amblyopie (Funktionsstörung in Form einer Schwachsichtigkeit) kommen.
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Sehhilfen und Korrekturbehandlungen
Die meisten Sehschwächen (Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Schielen) lassen sich mithilfe einer geeigneten Brille behandeln. Bei Babybrillen sollte das Augenmerk auf die Materialen gelegt werden, denn obwohl Babys den größten Teil des Tages im Liegen verbringen, bewegen sie sich von der Rückenlage über die Seite auf den Bauch. Da muss die Brille jede Bewegung mitmachen und dabei nicht drücken, verrutschen oder gar brechen.
Tipp: Bei den Babybrillen haben sich biegsame, leichte Materialien aus Metall oder alternativ aus weichem Kunststoff bewährt. Wichtig ist die Nasenauflage, denn diese sorgt für den nötigen Tragekomfort.
Etwas anders sieht es bei den Brillen für Kleinkinder und Jugendliche aus. Denn hier spielt das Design und das Aussehen eine übergeordnete Rolle. Damit die Brille auch getragen wird, sollten den Kindern ein Mitspracherecht bei der Auswahl der geeigneten Fassung eingeräumt werden. Wichtig ist auch, dass die Fassung nicht nur bequem, sondern auch stabil ist und den hohen Anforderungen an Stabilität beim Sport und den Tragekomfort durch weiche Nasenauflagen standhält. Um die Augenverletzungen zu vermeiden, eignen sich die Kunststoffgläser ideal, da sie leicht sind und nicht so schnell verkratzen.
Wichtig: Kinderaugen entwickeln sich stets weiter und verändern sich, aber auch die Kinder wachsen jedes Jahr um etwa sieben Zentimeter, sodass die Brille mindestens einmal im Jahr von einem Augenarzt oder Optiker überprüft und gegebenenfalls angepasst werden muss.
Im Sommer bietet eine Sonnenbrille den nötigen Schutz vor den UV-Strahlen. Denn anders als bei Erwachsenen sind die Kinderaugen lichtdurchlässiger. Die Gefahr eines Schadens durch das UV-Licht ist wesentlich höher, da noch kein Eigenschutz aufgebaut wurde.
Tics
Circa 2,5 Millionen Deutsche leben mit einer Tic – Störung, darunter bis zu zwölf Prozent Kinder im Grundschulalter. Die meisten von den Betroffenen sind zwischen 6 und 14 Jahren alt. Aber auch Kleinkinder können betroffen sein.
Symptome
Hauptsymptome sind motorische und vokale Tics. Kleine Tics wie zum Beispiel häufiges Blinzeln oder das Verziehen der Mundwinkel können mit dem Alter verschwinden. Sie können aber auch bleiben und sich verschlimmern. Die bekannteste, aber auch die ausgeprägteste Form ist, Touret.
Bei Touret können kombinierte motorische Tics auftreten, dass heißt das mehrer Muskelbereiche angesprochen werden. Beispiele dafür sind Hüpfen, Springen, Stampfen, Kreisen aber auch Beißen, Schlagen oder Kratzen. Ähnlich wie beim Niesen kündigt sich der Tic häufig mit einem Vorgefühl an. Die Ausführung des Tics entspannt dann meistens. Das Augenblinzeln oder ein rasches Zusammenkneifen der Augen gehören ebenso dazu, wie zum Beispiel das plötzliche Öffnen des Mundes. Auch oftmaliges Schulterzucken oder ein ständiges Rümpfen der Nase sind erste Anzeichen einer Krankheit. Diese Symptome werden den motorischen Tics zugerechnet. Vokale Tics sind plötzliche Ausrufe oder Laute. Beim Touret – Symptom sind die Ausrufe meist Beleidigungen oder Schimpfworte.
Auslösende Situationen
Auslösende Situationen können kurze Ruhephasen oder Reizüberflutung und Stress sein. Die Ausprägung der Tics kann ohne erkennbaren Grund, über Tage bis Jahre hinweg schwankend. Tics können sowohl mehrmals täglich gehäuft auftreten, aber auch über Wochen und Monate verschwinden, um dann ganz unvermittelt wieder zum Vorschein kommen.
Was kann ich tun?
Halten Tics länger als zwölf Monate an, gelten sie als chronisch. Man kann das ganze dann mit Therapien und Medikamenten eindämmen, aber vollkommen heilen kann man das nicht. Bei Kindern könnte es durch die Pubertät noch verschwinden aber ganz sicher ist das nicht. Bei Kleinkindern kann der Tic nach einem gewissen Zeitraum wieder verschwinden. Im Ernstfall sollten Eltern ihren Kind vor allem signalisieren, dass Sie es auch mit seinen Tics lieb haben und dass es nicht psychisch krank ist.
Fazit
Die meisten Sehschwächen lassen sich im frühen Kindesalter behandeln und zum Teil vollständig korrigieren, so auch wenn das Kind oft blinzelt. Bei einer Vorsorgeuntersuchung kann der Kinder- bzw. Augenarzt sämtliche organischen und optischen Fehler erkennen und die notwendigen Therapie- bzw. Behandlungsmaßnahmen einleiten. Denn der Sehsinn eines Kindes kann sich nur dann optimal entwickeln, wenn das Auge in der Lage ist, alle Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten – wenn nötig auch mithilfe einer Brille. Bei Tics heißt es „Abwarten und Tee trinken“. Er kann genauso plötzlich verschwinden, wie er gekommen ist. Wenn die Tics nach einem Jahr immer noch da sind, ist dieses chronisch und bleibend.
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