Baby am schlafen | © panthermedia.net /Elena Shchipkova

Die Entwicklung eines Babys – was im ersten Lebensjahr so alles passiert

Im ersten Lebensjahr lernen Babys so viele neue Dinge kennen wie in keinem anderen Lebensabschnitt. Sie entwickeln sich innerhalb kürzester Zeit vom hilfsbedürftigen Neugeborenen zum abenteuerlustigen Kleinkind. Die Entwicklung eines Kindes gezielt zu verfolgen, ist nicht nur überaus spannend: Wer weiß, welche Fähigkeiten gerade erlernt werden, kann die Ausbildung dieser motorischen und geistigen Fähigkeiten zudem konkret fördern. Im Folgen geben wir euch daher einen Überblick über die Entwicklung eines Babys in den verschiedenen Abschnitten des ersten Lebensjahres.

Erster bis dritter Monat

Auch, wenn ein Baby gerade erst auf die Welt gekommen ist, blickt es bereits auf neun Monate Lebenserfahrung in Mamas Bauch zurück. So kennt es bereits einige vertraute Geräusche, wie etwa die Stimme der Mutter. Trotzdem strömen nach der Geburt viele neue Reize auf das Kind ein – das ist ganz schön anstrengend und führt dazu, dass ein Baby in den ersten Monaten sehr viel Schlaf benötigt. Bei Hunger schreit es und wird mithilfe des Such- und Saugreflexes dabei unterstützt, Mamas Brust oder das Fläschchen zu finden.

Ab dem zweiten Monat beginnt ein Baby, gezielter Kontakt mit seinen Mitmenschen aufzunehmen. Wo es früher eher reflexartig im Schlaf gelächelt hat, ist es nun in der Lage, von alleine aus Personen anzulächeln. Dabei zeigt das Kind solche Signale und Reaktionen gegenüber allen, die sich um es kümmern. Es verfolgt die Menschen in seiner Umgebung mit den Augen und beobachtet genau, was um es herum passiert.

Bereits direkt nach der Entbindung kann der Säugling schon verhältnismäßig kräftig zupacken: Der Greifreflex ist dafür verantwortlich, dass sich beispielsweise das Händchen des Kleinen fest um den Finger der Mutter klammert. Während Neugeborene ihr Köpfchen noch nicht eigenständig halten können, sind viele Babys im dritten Monat bereits dazu in der Lage, sich in Bauchlage auf die Unterarme zu stützen und dabei den Kopf zu heben.

Vierter bis sechster Monat

Zwischen dem vierten und dem sechsten Monat wird das Baby immer neugieriger: Es erforscht fremde Dinge und fängt an, mit beiden Händen nach Gegenständen zu greifen. Die ersten Greifversuche sind noch wenig erfolgreich, doch mit viel Zeit und Übung gelingen immer mehr Bemühungen. Dies liegt zum einen daran, dass die Muskeln fortlaufend trainiert werden, und zum anderen am gesteigerten Sehvermögen. Denn etwa ab dem sechsten Monat können Babys dreidimensional sehen und somit Abstände und Entfernungen besser einschätzen.

Vieles, was in die Hände des Babys gelangt, wird zum Erkunden in den Mund gesteckt. So können Formen und Oberflächen erfühlt werden, weshalb dies ein zentraler Schritt auf dem langen Weg der Kindesentwicklung ist. Wenn ihr Mund gerade frei ist, fangen viele Kinder an, mit sich allein und mit anderen in verschiedensten Tönen zu plaudern. So versuchen sie indirekt, einen Dialog bzw. eine Bindung aufzubauen. Diese Art der Kontaktaufnahme richtet sich nun nicht mehr an alle Mitmenschen, sondern gezielt an die Bezugspersonen – zum Beispiel Mama, Papa und Großeltern.

Inzwischen rollen sich viele Babys von alleine aus der Bauchlage auf den Rücken. In Ausnahmefällen schaffen sie auch eine Drehung in entgegengesetzte Richtung, also vom Bauch auf den Rücken. In jedem Fall sollten Eltern nun gut aufpassen und ihr Kind nicht mehr aus den Augen lassen, da sonst Stürze und andere Unfälle drohen: So sollte man am Wickeltisch stets eine Hand am Kind haben, falls das Baby sich unerwartet bewegt.

Siebter bis neunter Monat

Unter einer Decke | © panthermedia.net /Hannes Eichinger

Unter einer Decke | © panthermedia.net /Hannes Eichinger

Die kindliche Mobilität steigt vom siebten bis zum neunten Monat nochmals erheblich. Mittlerweile können die meisten Kinder mit geradem Rücken und guter Kopfkontrolle frei sitzen, ohne nach vorne umzukippen. Viele beginnen, zu robben und anschließend zu krabbeln. Je nach Technik ist das mehr oder minder erfolgreich. Feststeht jedoch, dass viele Baby von nun an schneller von einem Ort zum anderen gelangen, als man vielleicht denken mag. Daher ist es spätestens jetzt unabdingbar, die Wohnung abzusichern und beispielsweise Treppen mit kindersicheren Gittern auszustatten.

Viele Kids lieben jetzt das Versteckspiel: Gegenstände, die hinter Tüchern oder in Behältern verschwinden, um im nächsten Augenblick wieder aufzutauchen, faszinieren sie. Mit der Zeit merken sie, dass etwas nicht zwangsläufig verschwindet, nur weil es gerade nicht im Blickfeld liegt. Neben dieser Erkenntnis verstehen Babys immer besser, in welchem Zusammenhang Handlung und Reaktion zueinander stehen. Dementsprechend realisieren sie zunehmend, wenn sie etwas gemacht haben, was sie nicht hätten tun sollen.

Viele Kinder beginnen in diesem Lebensabschnitt mit dem ungewollten Fremdeln, also der Angst vor unbekannten Personen. Üblicherweise klammert sich das Baby dabei an ein vertrautes Elternteil und beäugt den Unbekannten kritisch. Manche Kinder reagieren sehr heftig und fangen sogar an, zu weinen, wobei sie sich dann meistens nur von ihrer Hauptbezugsperson beruhigen lassen. Eltern sollten ihrem Kind in solchen Fällen viel Rückhalt, Unterstützung und Nähe bieten. Je sicherer die Beziehung zu den Bezugspersonen, desto mutiger und entdeckungsfreudiger agiert das Baby.

Zehnter bis zwölfter Monat

Gegen Ende des ersten Lebensjahres kennen Kinder vertraute Personen und Gegenstände beim Namen und verstehen einfache Sätze. Sie können gezielt Kontakt zu anderen aufnehmen und selbst wieder beenden. Manche fange jetzt an, langsam zu sprechen, sodass Eltern mit etwas Glück die ersten Wörter von ihrem Kind hören. Oft beschränkt sich das Sprechen allerdings auf verdoppelte Silben oder undeutliche Sprechversuche.

Die Entwicklung der feinmotorischen Fähigkeiten ist mittlerweile so stark ausgeprägt, dass Kinder selbst sehr kleine Dinge greifen können. Hierfür verwenden sie meistens den sogenannten Pinzettengriff: Daumen und Zeigefinger werden (ähnlich wie eine Pinzette) zum Greifen und Festhalten benutzt. Dementsprechend macht es Kindern in diesem Alter Spaß, Bauklötze durch Öffnungen zu stecken oder Klötze zu stapeln. Auch Holzgegenstände mit einer Schnur zum Nachziehen oder Holzpuzzles mit großen Griffen sind perfekte Spielgegenstände, um die Langeweile der Kleinen zu vertreiben und gleichzeitig ihre Feinmotorik zu fördern.

Außerdem gelingen deutliche Fortschritte in der Vorbereitung auf das Laufen. Babys können sich inzwischen an Möbeln oder Personen in den Stand hochziehen und dort mit Unterstützung sicher stehen. Viele Kinder schaffen es, sich seitwärts an Möbel entlangzuhangeln oder einen Fuß anzuheben – wichtige Aspekte, die auf das Laufen vorbereiten. Einigen gelingt es sogar, an den Händen der Eltern erste Gehversuche zu absolvieren und somit um ihren ersten Geburtstag herum die ersten Schritte zu tätigen.

Hilfe zur Orientierung, aber keine Messlatte

Glückliches Baby | © panthermedia.net /Antje Scherf

Glückliches Baby | © panthermedia.net /Antje Scherf

An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, zu erwähnen, dass unser Überblick lediglich zur Orientierung dient und keine strenge Messlatte darstellt. Jedes Kind hat sein ganz eigenes Entwicklungstempo und während manche Kids beispielsweise bereits im zehnten Monat laufen können, wagen andere erst weitaus später die ersten Gehversuche. Daher müssen Eltern nicht sofort in Panik verfallen, wenn sich ihr Kind langsamer entwickelt als seine gleichaltrigen Spielgenossen.

Statt verbissen an Erfolgen seines Babys zu arbeiten, sollte man sich über jeden persönlichen Fortschritt des Kindes freuen und ihn in seinem ersten Lebensabschnitt liebevoll unterstützen. Die Entwicklung eines Babys zum Kleinkind ist etwas ganz Besonderes und Einzigartiges, was in vollen Zügen genossen werden sollte. Damit man sich auch später noch an diese spannende Zeit zurückerinnern kann, hilft vor allem eines: ganz viele Fotos. Eine schöne Idee ist es, mithilfe eines Diashow-Programms eine Art Bildergeschichte zu erstellen, die das Aufwachsen des Babys in seiner ganzen Schönheit präsentiert.

Trotz allem gilt: Wenn langfristig das Gefühl entsteht, dass die Entwicklung eines Babys nicht richtig verläuft, dann sollte auch zwischen den regulären Vorsorgeterminen ein Arzt aufgesucht werden. Dieser klärt ab, inwiefern die Entwicklung beunruhigend oder völlig normal vonstatten geht. Eine gezielte, frühe Förderung wirkt oft Wunder.